Page 6 - Jansen2020

F. M. Jansen schreibt in seinen Lebenserinnerungen:
„1918 nach dem Krieg in Winterscheid:
Dann war man in seinem Dorf, dem er- sten im unbesetzten Deutschland, das die von wochenlangen Märschen abge- hetzten und übermüdeten Landser errei- chen mußten um nicht noch gefangen zu werden ... so war das Dorf durch Wochen überfüllt. Man schlief auf mit Stroh be- decktem Bo-den und Stallgängen ...
... endlich war auch das überstanden und man hatte Landschaft, Haus und sich selbst für sich selbst.Ach,jene erstenTage und Nächte, jene ersten Jahre. Kein fer- nes Trommelfeuergedröhn mehr in der Luft, jede Bedrohung war weg ... alles schien neu, wurde entdeckt und gewon- nen: der schmale, dem Dorfweiher abge- wonnene Garten ... der Blick aus der selbstgezimmerten Laube und die Felder zu dem fudschijamahaften Ölberg, dem höchsten des Siebengebirges, der überall die Landschaft beherrschte.
Man umging jeden Tag die kleine Hoch- fläche, in deren Mitte das Dorf lag, das das höchste der ganzen Gegend ist, und sah die kleinen bewaldeten Bachtäler ringsherum, man entdeckte auf weiten Wanderungen die „Stachelhardt“ über der Sieg, die sich dort mäanderhaft durch die Landschaft zieht ...
Immer mehr richtete man sich in dem kleinen Haus ein, bastelte daran, malte es aus, schablonierte auf die Wände und verdeckte mehr und mehr das alte Primi- tive. In diesem Dorf hatte ich vor dem Krieg ein paar Wochen gewohnt.Der Maler Greferath hatte es entdeckt und dort seit Jahren seine Ferien malend verbracht.
Er lud mich 1913 nach dem Aufenthalt in Rees zu sich in das Bröltal ein. Ich traf die Landschaft in einem ungewöhnlich farbleuchtenden Herbst an und war hin- gerissen von ihrer Unberührtheit.“
Die Gegend und die Landschaft des Bröltals sollten auch später für F. M. Jan- sen immer wieder ein Ort der Besin- nung über seine Arbeit und über die Zeit sein, ein Treffpunkt für Dichter- und Malerfreunde.
DER MALER UND GRAFIKER F. M. JANSEN
VON REINHARD ZADO
...DANN IST IHR SINN DEM
GROSSEN UND GANZEN GEGEBEN. »DIE KUNST« 1931