Page 11 - Jansen2020
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„... kurz vor Weihnachten war ich wieder im Dorf und das Leben ging weiter: mit Malen in der kleinen Küche, weiten Wan- derungen durch die immer wieder stär- kende Landschaft und Gesprächen mit den Bauern.Wie vertraut und notwendig dies alles war und sich anfänglich abrun- dete! Wie sehr es aber auch mit seiner Enge und Armut zusetzte, merkten wir gar nicht, bis an einem Wintermorgen – ich lag grippekrank und elend in der Dachstube – ... der Mann, den ich schon als Baas eingeführt habe, die wackelige Treppe zu mir heraufkam, an deren Wand Eiskristalle glitzerten. Er kam im dicken Pelz, Vitalität und Kraft ausstrah- lend, in das kaum warme Zimmer, an dessen Decke er fast mit dem Kopf stieß. Wir selbst sahen in ihm nur die wunder- volle Aussicht auf unseren Ölberg, der sich über dem Dorfweiher fern und zärtlich zeigte. Er dagegen meinte, so gehe es nicht weiter, er werde uns unten im Tal, in der Nähe seines „Lindenhofes“ ein ihm auch gehörendes kleines Haus ausbauen. Das tat er denn; Miete hatten wir nicht zu zahlen. Lebensmittel gab er uns; wir
hatten elektrisches Licht, eine Wasserlei- tung und ich dazu ein regelrechtes Atelier. Das Leben konnte mit neuem Antrieb weitergehen, nur die beseligende entfüh- rende Landschaft von oben vermißten wir.“
Quellen: Ulrike Merholz, Das Graphische Werk 1910-1956 Franz M. Jansen, Von damals bis heute, Lebenserinnerun- gen
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